Also ich bedanke mich bei Professor Kirchmann für die Einladung und freue mich sehr, dass
ich hier bin, dass so viele gekommen sind, um sich das heute anzuhören. Ich werde versuchen,
was zu machen, nämlich eine Mischung aus einem Vortrag mit mehreren Ausschnitten aus unserer
Sendung vom 25.07. Das heißt, wir werden auch alle zusammen ein bisschen Fernsehen gucken.
Ich werde zwischen den Ausschnitten auch teilweise Dinge erläutern, die Sie sehen werden oder
hinterher Sachen ansprechen, die wir dann in der Diskussion nachher vielleicht auch besprechen
können, also gerade ethische Dinge. Was Sie von mir nicht erwarten können, ist so was wie
einen akademischen Vortrag. Zwar habe ich studiert fürs Lehramt, aber was ich mache,
also journalistisch, habe ich nie irgendwie wissenschaftlich selber gelernt. Ich bin
praktisch Praktiker. Also ich habe die klassische Ausbildung einer Journalisten bei Spiegel TV,
ich habe ein Volontariat im eigenen Haus gemacht, zwei Jahre lang, und habe in der Zeit eigentlich
das Handwerkszeug gelernt, war auch in anderen Redaktionen und hatte vorher komplett was anderes
studiert. Und eigentlich ist es auch in meiner Redaktion der normale Weg, ich habe jetzt nochmal
nachgefragt, ich habe Professor Kirchmann das auch schon gesagt, einen medienwissenschaftlichen
Hintergrund haben von unseren Kollegen zwei, alle anderen haben ganz andere Dinge studiert,
während des Studiums Praktika gemacht und irgendwann den Weg dann zu uns gefunden. Ich
bin also ein klassischer Quereinsteiger auch in den Journalismus, mache das jetzt aber schon
seit 16 Jahren und meine Rolle ist, ich leite eine Redaktion zusammen mit einem Kollegen,
das werde ich nachher noch ein paar genaue Angaben dazu machen. Was ich Ihnen jetzt noch vorneweg
zeigen werde, ist der Trailer unseres Films vom 25.04. Das ist die Sendung, haben wir beschlossen,
eine monothematische Magazinsendung zu machen an dem Sonntag. Sie müssen sich denken, der
Kenntnisstand dieses Trailers ist, die Panik ist passiert gegen 17 Uhr. Dieser Film, der Ausschnitt,
den Sie jetzt sehen, ist der Anfang unserer Sendung und der findet genau 28 Stunden und 45
Minuten später statt. Das heißt, er hat einen Erkenntnisstand von diesem Moment und das ist die
Summe dessen, was wir an diesem Abend schon leisten konnten und das wollte ich Ihnen nur
zur Einstimmung kurz zeigen. Ich muss jetzt immer, wenn ich hin und her schalte, so ein bisschen
technisch was machen, muss auch das Licht ausmachen. Sie wissen noch, wo das Licht ausgeht,
können Sie mir kurz helfen. Und dann, ach ja, übrigens wollte ich noch sagen, ich würde mich
sehr freuen, wenn wir hinterher wirklich auch kontrovers diskutieren könnten und Sie können
mir alles vorwerfen und mich alles fragen. Also ich bin zu allem bereit.
Ein Ort des Todes, dort, wo gestern ein Fest der Liebe gefeiert werden sollte. Das Gelände des
alten Güterbahnhofs von Duisburg heute Morgen. Eine schmale Treppe an einer hohen Wand. Hier
hatten hunderte von Menschen versucht, sich in ihrer Panik zu retten vor der qualvollen Enge am
Tunnel zur Partymeile. Irgendwann hielten ihre Körper dem tausendfachen Druck nicht mehr stand.
Sie wurden zerquetscht, totgetreten, kollabierten oder sind einfach erstickt. Nur ihre Umrisse sind
geblieben. 11 junge Frauen, acht junge Männer, 19 Tote insgesamt. Es war nur eine Treppe da.
Und man kann sich vorstellen, wir haben alle gedrückt wie die Wahnsinnigen. Und dann hat
meine Freundin gehalten, ich warte auch nicht schon eine halbe Stunde. Auf jeden Fall war um
Security. Wir haben geschrien, wir haben alle umgeschrien. Wir haben in Panik, Panik. Ein Videoamateur
hielt die verzweifelten Fluchtversuche mit seiner Kamera fest. Die Nahautobahn wurde zum Aufmarschgebiet
für Rettungsfahrzeuge. Wer konnte, der floh.
Nur mühsam erreichten die Retter den Unglücksort. Für manche zu spät. Überleben in diesen Momenten
Glückssache. Wer das hier überlebt hat, wird es nur schwer vergessen können. Bilder wie im Krieg,
mitten im Frieden. An allen Engen und in Emden haben die versucht, die Leute zu reanimieren.
Das war Horror. Das war Scheiße. Das tut uns echt leid. Scheiß Laufbereit. Das war jetzt der Trailer
der Sendung. Danach kommt eine Moderation und dann beginnt der eigentliche Film. Der ist praktisch,
was wir jetzt gesehen haben, war die Einstimmung der Zuschauer auf die Sendung. Sie werden nachher
sehen, manche Szenen werden sich im Film nachher noch wiederholen. Ich wollte vorneweg ein paar
Sachen zu Spiegel TV sagen. Die Geschichte von Spiegel TV, gegründet wurden wir 1988. Damals
der Gründungschefredakteur war Stefan Aust, der ja dann später Spiegel Chefredakteur wurde und
Presenters
Steffen Haug
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:06:03 Min
Aufnahmedatum
2010-10-21
Hochgeladen am
2011-04-11 13:53:28
Sprache
de-DE